Begriff des „Freundes“ bekommt eine neue Bedeutung

In sozialen Netzwerken wie Facebook werden Kontakte sehr schnell „Freunde“ genannt. Eine Begriffsveränderung ergibt sich schon durch die unterschiedliche Bedeutung von „Freund” im Deutschen und „friend” im Englischen. Im Englischen ist ein „friend“ eher als „Kumpel“, „Kamerad“ oder „Bekannter“ zu verstehen, im Deutschen traditionell als ein „in herzlicher Zuneigung Verbundener” oder auch als „Liebhaber”. Die direkte Übersetzung ist also eigentlich nicht wirklich gleichbedeutend. Social-Media-Nutzer dürften kein Problem mit der Verschiebung des Begriffs haben, da sie seine Bedeutung verstehen. Irritierend ist die neue Verwendung des Begriffs eher für Nicht-Social-Media-Nutzer. Man könnte es so sehen, dass der Begriff „Freunde” nicht verwässert wird, sondern eine Erweiterung erfährt.


Ein Kino-Werbesport für die Welt-Kompakt stellt folgende Behauptung auf:

Wir haben online so viele Freunde, dass wir ein neues Wort für die echten brauchen

Mark Zuckerberg, Facebook-Gründer, antwortete in einem Interview der Zeitschrift GQ im Jahr 2008 auf die Frage, ob der Begriff des Freundes durch Netzwerke wie Facebook nicht verschwimmen würde, mit den Worten: „Facebook hilft, mit Leuten in Kontakt zu bleiben, die wir auch im echten Leben kennen. Mehr nicht. Wer glaubt, dass jeder Facebook-Kontakt ein Freund ist, der weiß nicht, was Freundschaft bedeutet.”

Die Handhabung bei Facebook ist wie folgt: Wird eine Freundschaftsanfrage akzeptiert, haben beide Freunde die Statusmeldungen des jeweils anderen abonniert und sehen diese im Newsfeed auf ihrer Startseite, wo alle Meldungen der Freunde eintreffen. Außerdem werden Profilinformationen für Freunde freigegeben wie z.B. Wohnort, Schule, Geburtstag, Beziehungsstatus, Zugriff auf Fotos, Besuche von Veranstaltungen. Dies kann jedoch individuell durch die getroffenen Privatsphäre-Einstellungen festgelegt werden.

Die berechtigte Kritik an Facebook ist, dass die Standardeinstellungen sehr freizügig sind und man eingreifen muss, um Informationen zu verbergen (Opt-out). Das heißt, man muss sich erst einmal mit den möglichen Einstellungen beschäftigen. Außerdem muss einem bewusst sein, dass man Facebook vertraut, die getroffenen Einstellungen auch zu wahren. Sicherer ist immer, überhaupt weniger Angaben über sich zu machen.

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Social Media – Charakteristika, Phänomene und Auswirkungen by Tilo Hensel