Facebook Timeline – Selbstdarstellung neu erfunden
So viel vorweg: Facebook holt groß aus! Aber alles der Reihe nach: Die letzte f8 Conference liegt 1,5 Jahre zurück. Damals wurde der Like-Button inklusive OpenGraph vorgestellt. Die f8 in diesem Jahr war sehr beliebt: Die Tickets zum Preis von 400 Dollar waren rasant ausverkauft und den Livestream haben im Schnitt rund 80.000 online verfolgt, zeitweise sogar über 130.000 Menschen. Ich habe die kompletten 140 Minuten der Konferenz gerade mit Hinblick auf den endlich vorhandenen Konkurrenten Google+ mit Spannung verfolgt.
Die Gerüchteküche war zuvor heftig am Brodeln und wurde durch verschiedene Beiträge noch weiter befeuert. Ich hatte kurz vor Beginn der Konferenz noch meine Gerüchte-Favoriten gepostet. Davon sind alle umgesetzt worden.
Mit etwa einer Viertel Stunde Verspätung startet die Show. Mark Zuckerberg wird angekündigt doch Andy Samberg, ein Comedian, der „Zuck“ sehr ähnlich sieht, parodiert ihn mit einigen flachen Witzen. 5 Minuten später stößt der echte Zuckerberg dazu. Endlich. Es geht los.
Zuckerberg beginnt damit, stolz zu verkünden, dass sich vor Kurzem erstmals über 500.000.000 Personen innerhalb von 24 Stunden eingeloggt haben.
Zuckerberg fährt fort: „In der Vergangenheit war man damit beschäftigt, die Verbindungen zwischen den Menschen herzustellen.“ So geht wohl ein Seitenhieb auf Google+ & Co.: „the whole network is already established“. In der nächsten Ära solle das Engagement gesteigert werden.
Die Pinnwand: als Timeline neu erfunden
Nun soll das Thema sein: „The heart of your Facebook experiences – the profile“, denn bei jedem Fortschritt im Facebook System sei das Profil das Zentrum. Dort findet man „all your stuff“ und „everthing about you“ und das Profil sei wirklich ein „personal product“. Die Aufgabe von Facebook sei es, den Nutzern die besten Möglichkeiten zu geben, sich darzustellen und zu zeigen, wer sie sind.
Als Facebook anfing, hatte man die Basisdaten in Form eines Steckbriefs auf dem eigenen Profil zur Verfügung. „People love this product“, erklärt Zuckerberg. Weiter sagt er, dass die Menschen noch mehr Möglichkeiten wollen, sich darzustellen. Im Jahr 2008 führte Facebook den Like-Button ein, von da an konnten die Nutzer angeben, was ihnen gefällt. „Dies bereicherte den Steckbrief.“
Doch die Nutzen würden nicht nur wissen wollen, was die anderen „recently“ gemacht haben. Natürlich sei es möglich, auf der Pinnwand runter zu scrollen und auf die graue „Ältere Beiträge“-Fläche zu klicken, um weitere Beiträge angezeigt zu bekommen, aber wer würde dies schon mehrere Male machen wollen? Zudem sei dies sehr unübersichtlich, denn man muss alle einzelnen Statusmeldungen durchgehen, um die wichtigen älteren zu finden. Also: Die gesamte Vergangenheit sei hinter einer grauen Fläche. Viele Millionen Menschen haben über Jahre hinweg Statusmeldungen gepostet, nur gäbe es keine gute Möglichkeit, diese mit anderen zu teilen.
Zuckerberg: „Wir denken, dass dies ein wirkliches Problem ist und wir denken, dass wir die richtige Lösung dafür haben. Wir arbeiten seit über einem Jahr daran und wir nennen es Timeline.“
Timeline (Zeittafel) – Die Geschichte von deinem Leben. Alle deine Geschichten, alle deine Apps, Drücke aus, wer du bist.
Profil wird individueller
Beim ersten Blick auf das neue Profil fällt das neue große Cover-Foto auf. Dies bietet über die gesamte Breite sehr viel Platz, um dem Profil einen individuellen Touch zu geben. Dieses Cover-Foto ist unabhängig vom Profilbild, das überall (im Newsfeed, Ticker, …) auch als Thumbnail zu sehen ist. Statusmeldungen, Fotos, Aktivitäten, einfach alles wird nun visuell „hübsch“ aufbereitet und chronologisch an einem Zeitstrahl angeordnet. Man KANN auch in der Vergangenheit etwas auf dem Zeitstrahl hinzuzufügen, z.B. wann man in die Schule gekommen ist, und dazu ein Foto hochladen. Der Zeitstrahl reicht zurück bis zur Geburt, wenn man ganz runter scrollt.
Die Freunde und die gelikten Seiten haben einen neuen Platz nebeneinander unter dem Cover bekommen, und die Basis-Infos stehen direkt unter dem Profilbild.
Fazit
Insgesamt ist das neue Profil grafisch wirklich sehr ansprechend. Der Selbstdarstellung wurden viele Möglichkeiten eröffnet. Doch den einfachen Zugriff, an die gesammelten persönlichen Daten zu kommen, beeindruckt und erschreckt zugleich. Theoretisch waren die Daten zwar schon immer verfügbar, doch sie haben sich langsam angesammelt; das neue Informationsdesign macht dies nun auf simple Weise sichtbar. Vielen wird wohl erst jetzt klar werden, wie viele Informationen sie mit Facebook im Laufe der Zeit geteilt haben bzw. von Facebook aggregiert wurden.
Erstaunlich finde ich meinen Eindruck von Google+. Das Google+-Profil kommt mir im Vergleich zum neuen Facebook-Profil fast schon wieder veraltet vor.
Facebook bietet eine Vorschau auf das neue Profil. Die f8 Konferenz als Video-on-demond-Stream gibt es auch zum nachträglichen anschauen.
Timeline optional aktivieren
Die neue Timeline ist derzeit nur für Facebook Developer als Opt-In möglich und wird OPTIONAL in den nächsten Wochen für alle freigegeben. Wie lange man noch das alte Profil verwenden kann, ist unbekannt. Die neuen Profile mit Timeline sind nur sichtbar, wenn man auch die Timeline in seinem eigenen Profil aktiviert hat.
Ich habe bereits das neue Profil aktiviert und man kann mich abonnieren: facebook.com/tilo.hensel.
Update 15.12.2011: Nun kann jeder die Timeline (auf deutsch: Chronik) aktivieren.
3 Comments
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Da hast Du in der Überschrift schon recht – die Timeline ist natürlich in erster Linie eine große Fläche für Selbstdarstellung. Ich freunde mich jedenfalls immer mehr mit dem neuen Profil an, doch.
@Stefan
Eben. Es wird nie ein Tagebuch oder eine auch nur annähernd ehrliche Darstellung der Person. Dafür sind wir alle viel zu eitel und zu gut trainiert mehrere “Persönlichkeiten” parallel im Internet zu unterhalten.
@Stefan
Eben. Es wird nie ein Tagebuch oder eine auch nur annähernd ehrliche Darstellung der Person. Dafür sind wir alle viel zu eitel und zu gut trainiert mehrere "Persönlichkeiten" parallel im Internet zu unterhalten.