Das neue Buch über Hochsensibilität
Meine Mutter, Ulrike Hensel, ist Autorin des Buches „Mit viel Feingefühl – Hochsensibilität verstehen und wertschätzen“, das am 24. Januar 2013 erschienen ist. Dazu stelle ich ihr einige Fragen.
Tilo Hensel: Glückwunsch zum Buch!
Ulrike Hensel: Danke!
Stell dich doch bitte kurz meinen Lesern vor.
Ich werde demnächst 57 Jahre alt, bin geschieden und Single. Ich habe zwei mittlerweile erwachsene Kinder, die beide in meiner Nähe leben, was ich sehr schön finde. Ich wohne und arbeite in Aidlingen bei Böblingen in einer wunderbar ruhig gelegenen Wohnung mit Blick über den Ort und ins Grüne.
Vor vielen Jahren habe ich Angewandte Sprachwissenschaft studiert mit dem Abschluss Diplom-Übersetzerin. Seit 1999 bin ich selbstständig als freie Lektorin Textcoach und Business Coach für Trainer, Berater und Coaches. Schon im Jahr 2000 habe ich eine Coaching-Ausbildung absolviert und mich laufend intensiv weitergebildet zu Themenbereichen wie Psychologie, Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungsgestaltung.
Seit 2010 biete ich neben dem Textcoaching auch ein Coaching für Hochsensible an, das schon in kurzer Zeit erstaunliche Resonanz fand. Die Arbeit mit hochsensiblen Menschen liegt mir sehr und macht mich außerordentlich zufrieden.
Was qualifiziert dich, über das Thema Hochsensibilität zu schreiben?
Nun, zu allererst: Ich bin selbst hochsensibel und habe eine Menge Lebenserfahrung aus dem Blickwinkel einer hochsensiblen Person. Und ich habe mich schon seit 20 Jahren sehr viel mit Selbsterfahrung, Selbstfindung und Selbstentfaltung beschäftigt. Ich gehöre außerdem zu den Menschen, die sich selbst und die Beziehungen zu anderen sehr stark reflektieren und die den Dingen gerne auf den Grund gehen.
Durch meinen Beruf als Lektorin und Textcoach bin ich es gewohnt, mich in Themengebiete einzuarbeiten und aus verschiedenen Quelltexten das in meinen Augen Wesentliche herauszuziehen und zu einem neuen Ganzen zusammenzufügen. Noch eines: Man hat mir öfter bestätigt, dass ich ein Talent habe, bestimmte Sachverhalte gut nachvollziehbar zu erklären.
Seit wann weißt du, dass du hochsensibel bist?
Ich bin vor circa 7 Jahren auf die ersten Bücher zu dem Thema, die es in deutscher Sprache gab, gestoßen. „Zart besaitet“ von Georg Parlow und „Sind Sie hochsensibel?“ von Elaine Aron. Elaine Aron ist eine amerikanische Psychologie-Professorin, die den Begriff HSP (Highly Sensitive Person) überhaupt geprägt hat und deren Verdienst es ist, dass diese Begrifflichkeit – zumindest in den USA – auch wissenschaftliche Anerkennung gefunden hat.
Es war für mich eine unglaubliche Wohltat zu erfahren, dass noch mehr Menschen mit einen leicht irritierbaren Nervensystem ausgestattet sind und von einer Reizflut leicht überwältigt werden. Ich erkannte: Ich bin anders als die Mehrheit der Menschen, aber ich bin damit nicht allein. Ich konnte all die Sätze, die so oft zu mir gesagt wurden („Du bist eine Mimose“, „Du bist schwierig“, „Was hast du nur jetzt schon wieder?“, „Du übertreibst!“, „Das bildest du dir nur ein!“ usw. usw.) auf einmal ganz anders einordnen (mit 50!), zu einem stabileren Selbstwertgefühl gelangen, mehr im Frieden mit mir und anderen leben. Ich freue mich sehr, dass das jungen hochsensiblen Menschen heute viel früher möglich ist.
Wie entstand die Idee für ein Buch und wie hast du einen Verlag dafür gefunden?
Der Ausgangspunkt für das Buch war, dass mich die Frage beschäftigte, inwieweit die Selbstständigkeit für Hochsensible eine gute berufliche Alternative zum angestellten Arbeiten sein kann. Dazu wollte ich Hochsensible in der Selbstständigkeit befragen und ihre Berichte zusammenstellen und kommentieren. Ich dachte, daraus könnte vielleicht am Ende ein Buch werden.
Über ein Kunden-Buchprojekt kam ich mit dem Verlagsleiter des JUNFERMANN-Verlags, Herrn Dr. Dietrich, ins Gespräch. Grundsätzlich zeigte sich der Verlag interessiert, das Thema Hochsensibilität aufzugreifen, mein anfänglicher Ansatz war jedoch für ein Erstlingswerk zum Thema viel zu eng. Dem ersten Gespräch folgten weitere Gespräche. Schließlich entstand das Konzept für das vorliegende Buch: Behandelt wird ganz allgemein die Hochsensibilität. Das Buch gibt Einblicke in das Phänomen und beleuchtet die unterschiedlichen Lebensbereiche, in denen Hochsensible sich bewegen: die Familie, den Freundeskreis, die Partnerschaft, den Beruf.
JUNFERMANN ist mein absoluter Wunsch-Verlag. Ich freue mich, mein Buch gerade in diesem Verlag veröffentlichen zu können. „Coaching fürs Leben“ ist der Slogan des Verlags, was mich sehr anspricht. Ich kenne und schätze etliche Bücher aus diesem Verlag, allen voran DAS Buch über Gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg.
Was unterscheidet dein Buch von anderen Büchern, die es schon zu diesem Thema gibt?
Natürlich richte ich mich mit meinem Buch – wie andere Bücher auch – in erster Linie an Menschen, die von sich wissen oder vermuten, dass sie hochsensibel sind. Mein Buch richtet sich zudem aber ausdrücklich auch an die Mitmenschen, die mit Hochsensiblen leben oder arbeiten. Ich denke, es ist in besonderer Weise geeignet, ihnen die Wesensart Hochsensibilität näher zu bringen, da es sie nicht durch ein „Wir Hochsensiblen“ ausschließt. Persönliche Statements und Erfahrungsberichte von Hochsensiblen machen die Erfahrungswelt Hochsensible zusätzlich greifbar.
Ein wichtiges Anliegen ist mir, Brücken zu schlagen zwischen den Hochsensiblen und den Nicht-Hochsensiblen. Ich möchte erklärtermaßen dazu beitragen, dass ein wertschätzendes Miteinander besser gelingt. – Was ich noch erwähnenswert finde: Mein Buch ist weltanschaulich sehr offen und hat keinen religiösen Bezug. Spürbar wird lediglich eine Werteorientierung in Richtung Mitmenschlichkeit.
Wäre es für dich auch in Betracht gekommen, dein Buch selbst zu veröffentlichen oder vielleicht nur als E-Book anzubieten?
Nun, ich habe als Lektorin schon etliche Ratgeber- und Sachbücher überarbeitet und kenne mich in diesem Bereich ganz gut aus. Mir ist bewusst, dass es in der Regel immer noch deutlich mehr Resonanz auf ein Buch gibt, das in einem renommierten Publikumsverlag erscheint. Weitere Vorteile sind: der Verlag sorgt für eine einwandfreie Qualität in Satz und Druck, kümmert sich um das Marketing und man bekommt als Autor ein Honorar.
Ich weiß zwar, dass die Nachfrage nach E-Books stark steigt. Da ich selbst aber nach wie vor Bücher zum Anfassen deutlich bevorzuge, war es mir wichtig, dass mein Buch als herkömmliches Buch erscheint.
Gibt es dein Buch auch als E-Book?
Das E-Book wird es auch bald geben. Laut Aussage des Verlag circa zwei Wochen nach dem offiziellen Erscheinungstermin des Print-Buches, der am 24.1. war.
Um Bekanntheit und einen Expertenstatus zu erreichen, muss man da heute noch ein Buch schreiben?
Mein Eindruck ist, dass es nach wie vor als ein Beleg für Expertentum betrachtet wird, wenn jemand ein Buch geschrieben hat. Und tatsächlich kann ich von mir sagen, dass ich mich durch die Recherche fürs Buch und die eigentliche Arbeit am Buch noch mal ungleich intensiver mit der Materie auseinandergesetzt habe als zuvor und dadurch noch deutlich kundiger geworden bin.
Wie kamst du eigentlich auf den Buchtitel „Mit viel Feingefühl“?
Der Untertitel „Hochsensibilität verstehen und wertschätzen“ gibt den eigentlichen Inhalt an. Der stand schon länger fest. Als Titel hab ich mir etwas Gefühlvolleres vorgestellt und zugleich etwas, was gut zu hochsensiblen Menschen passt. Eines Tages wachte ich auf und hatte die Idee „Mit viel Feingefühl“. Das passte! Ausgeprägtes Einfühlungsvermögen gehört ebenso zu den Gaben Hochsensibler wie die Fähigkeit, Feinheiten wahrzunehmen. Glücklicherweise kam dieser Vorschlag beim Verlag sogleich gut an, und so wurde daraus der Titel.
Das Foto auf dem Cover ist von dir?
Ja, das ist eine große Freude für mich. Fotografieren ist ein großes Hobby von mir, und Blumen gehören zu meinen Lieblingsmotiven. Das Cover-Foto von einer Kosmee ist 2010 auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen entstanden. Diese Zierpflanze, die auch Schmuckkörbchen genannt wird, gefällt mir wegen ihres feingliedrigen Blattgrüns und ihrer zarten Blütenblätter. In die Farbwelt des Buchcovers aus der grünen Reihe des Verlags passt diese weiße Variante der Blume.
Zurück zum Thema deines Buches. Denkst du, dass das Wissen über Hochsensibilität schon weit genug verbreitet ist?
Obwohl es inzwischen einige Bücher gibt und auch schon in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften darüber geschrieben wurde, ist längst noch nicht überall angekommen, dass es Hochsensibilität als eine veranlagungsbedingte besondere Ausprägung des Nervensystems gibt (aus der sich eine hohe Empfindsamkeit und damit auch eine leichte Irritabilität ableitet). Mit meinem Buches möchte ich zur breiteren Aufklärung und Akzeptanz beitragen.
Auf welch breites Interesse das Thema trifft, konnte ich beim Barcamp Stuttgart im September 2012 erleben. Ganz spontan habe ich dort eine Session „Informationen zum Phänomen Hochsensibilität“ angeboten und es kamen 19 Menschen dazu.
Eine Frage zu dem Coaching, das du anbietest. Wieso eigentlich ein spezielles Coaching für Hochsensible?
Hochsensible Menschen haben besondere Bedürfnisse und Ansprüche – auch an ein Coaching. Mehr noch als andere wünschen sie sich einen achtsamen, verständnisvollen und einfühlsamen Coach. Meine Erfahrung ist, dass sie es sehr schätzen, ein Gegenüber zu haben, das ihnen in der Wesensart gleicht und ihre Probleme gut nachvollziehen kann. Da brauchen sie mir manches gar nicht lange zu erklären, um verstanden zu werden. Ich achte im Coaching darauf, nicht nur über den Umgang mit den Belastungen der Hochsensibilität zu sprechen, sondern auch auf das Erkennen der mit der Hochsensibilität verbundenen speziellen Stärken hinzuwirken.
Ab März 2013 wird es auch einen Workshop zum Buch geben. Was erwartet einen dort?
In den Gesprächskreisen für Hochsensible erlebe ich, wie gut es den HSP tut, sich mit anderen HSP auszutauschen. Sich unter Seinesgleichen aufzuhalten, ist eine Wohltat. Mitzubekommen, dass es andere gibt, die mit denselben Dingen zu kämpfen haben, wirkt an sich schon entlastend. Der Workshop zum Buch ist so konzipiert, dass der Austausch in der Kleingruppe sich ergänzt mit dem Wissen, das ich vermittle und den Empfehlungen, die ich zum Umgang mit der eigenen Hochsensibilität gebe. Ich stelle einen Prozess der persönlichen Entwicklung in 8 Schritten dar. Im Kern geht es dabei darum, selbst-bewusst HSP zu sein.
Welche Möglichkeiten gibt es für Hochsensible, die einfach nur den Austausch mit anderen Hochsensiblen suchen?
Auf der Seite www.hochsensibel.org des Informations- und Forschungsverbunds Hochsensibilität (IFHS) findet man regionale Kontakte in ganz Deutschland.
Ich selbst biete seit September 2012 ehrenamtlich einen Gesprächskreis für Hochsensible im Treff am See in Böblingen an, der einmal im Monat stattfindet.
Eine andere Möglichkeit hier in der Region ist der monatliche HSP-Treff in Tübingen, den ich zusammen mit Rosemai Schmidt moderiere. Die Teilnahme an beiden Gesprächsrunden ist kostenlos. Es sind keine geschlossenen Gruppen, sondern Treffs, die jederzeit offen sind für neue Teilnehmer.
Kannst du noch weitere Link-Tipps zum Thema Hochsensibilität geben?
Wer einen Test machen möchte, bei dem am Ende eine Punkte-Wertung und ein Testergebnis herauskommt, dem kann ich www.zartbesaitet.net nennen. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass die Punktzahl auch nur einen Anhaltspunkt gibt und das Ergebnis keinen Absolutheitsanspruch haben kann.
Eine andere Informationsquelle, die ich nennen möchte: Sven-Carsten Stüver, der bei Facebook eine Seite mit dem Titel „Hochsensibilität“, betreibt, hat ganz viele Informationen zusammengetragen.
Wie nutzt du die Social Media, um auf das Thema und auf deine Angebote aufmerksam zu machen?
Auf der Facebookseite Coaching für Hochsensible verlinke ich immer wieder aktuelle Artikel über Hochsensibilität, teile Bilder, Zitate und Informationen, die ich schön und wissenswert finde.
Mir gefällt, dass ich dort so unmittelbare Rückmeldungen auf meine Postings bekomme und öfter mal ein spontaner Austausch entsteht. Das motiviert mich sehr.
Neben der Website zum Buch „Mit viel Feingefühl“ gibt es auch eine Facebook-Seite zum Buch.
Das alles soll natürlich dazu dienen, mehr Reichweite aufzubauen, meine Bekanntheit und die Bekanntheit des Buches zu erhöhen. Ich schätze mich glücklich, von dir im Social Media Marketing mit viel Sachverstand unterstützt zu werden. Du motivierst mich, lieferst mir Ideen, leitest mich an und unterstützt mich tatkräftig. An dieser Stelle einmal ganz öffentlich vielen Dank dafür!
Zum Schluss die Frage: Was wünschst du dir für dein Buch?
Ich wünsche mir, dass ganz viele Menschen, die umfassende Informationen zum Thema Hochsensibilität suchen, auf mein Buch stoßen und Titel, Cover und Kurztext so attraktiv finden, dass sie sich für mein Buch entscheiden. Und dass sie es dann gerne lesen, viel Aufschluss gewinnen, hinterher „schlauer“ sind als vorher und am Ende in positiver Weise über mein Buch sprechen und es weiterempfehlen.
Danke für deine Antworten!
Danke fürs Interesse und fürs Veröffentlichen dieses Interviews!
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Das Gespräch führte Tilo Hensel mit Ulrike Hensel am 25. Januar 2013
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