Argumentation über die Abwrackprämie

Durch die von der Regierung beschlossene Verschrottungsprämie gab es bereits einen unerwarteten Ansturm auf die Autohäuser. In viele Verkaufsfilialen ist wieder Leben zurückgekehrt und Auto-Manager wie der Kölner Ford-Chef Bernhard Mattes jubeln über einen „starken Impuls für den Markt“. Auch Ökonomen und Politiker werten den Boom als durchaus positives Zeichen in einem Meer von schlechten Nachrichten.

Einerseits zeigt der Sturm auf die Prämie zwar, wie staatliche Konjunkturimpulse funktionieren können. Auf der anderen Seiten warnen viele Experten, dass die Abwrackprämie schädliche Nebenwirkungen erzeugen könnte.

Denn die Prämie kommt zum großen Teil den ausländischen Autoherstellern zugute, da der Betrag von 2500 € umso stärker ins Gewicht fällt, je weniger das Neufahrzeug kostet. Entsprechend groß ist die Nachfrage derzeit nach den ausländischen Billigmarken wie Dacia, Kia und Nissan. Die deutschen Premiumhersteller von Daimler über BMW bis Porsche fürchten, dass sie weitgehend leer ausgehen.

Dass die Regierung ihren Zuschuss „Umweltprämie“ nennt, ist unzutreffend, weil dies nur gerechtfertigt wäre, wenn sie auch verbrauchsarme Modelle fördern würde. Was die Koalition auf den Weg gebracht hat, verdient aber kein Öko-Zertifikat. Die Neuwagen müssen nur Abgasnorm „Euro 4“ erfüllen. Die erfasst alle möglichen Schadstoff, nur nicht den wichtigsten: das Treibhausgas Kohlendioxid. Der Kauf eines neuen Porsche Cayenne mit einem Verbrauch von 15 Litern pro 100 Kilometern kann kaum als ökologisch bezeichnet werden, wenn dafür ein neun Jahre alter Opel Corsa mit einem Verbrauch von 5,6 Liter pro 100 Kilometer verschrottet wird. Dazu kommt noch, dass allein mit der Energie, die für die Fertigung eines neuen Opel Corsa gebraucht wird, zwei Jahre lang mit dem alten Opel Corsa gefahren werden kann.

Was die Ökobilanz zusätzlich gefährdet, sind die zahlreichen Möglichkeiten, mit der Prämie Missbrauch zu treiben. Längst kursieren unter Autokäufern jede Menge Tipps, wie sich der Zuschuss so abgreifen lässt, dass er dem eigenen Geldbeutel nutzt, aber nicht unbedingt der Umwelt oder der Konjunktur. Wenn der Staat Sicherheit will, müsste er aufwendige Kontrollen durchführen. Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) geht sogar so weit, die Abwrackprämie als eine „Umweltzerstörungsprämie“ zu kritisieren.

Quelle: Der Spiegel, Nr. 5 / 26.01.2009, Seite 20 „Wrack im Anzug“

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